TischFernsprecher OB 05
Dieser TischFernsprecher OB 05 (Ortsbatterie Modelljahr 1905) ist bei Neufeld & Kuhnke, Telephonwerke, in Kiel hergestellt worden. Das eingeprägte Datum 20.12.23 ist der Herstellungstag oder der Revisionstag.
Solche Tischfernsprecher wurden ab 1905 als Standardgerät im Deutschen Reich produziert (Deutsche Reichspost).
Der Deckel und der Fuß bestehen aus Holz, das Gehäuse selbst aus schwarz lackiertem Stahlblech. Hier drin befindet sich ein Lochblech zur Schallausbreitung des Klingeltons. Die Gabel und der Hörer sind aus verchromtem Stahl. Die Ohrmuschel, der Sprachtrichter, der Hörergriff und die Kurbelgriffe sind aus Backelit. Backelit ist der erste duroplastische Kunststoff und wurde von Leo Hendrick Baekeland erfunden.
Das Telefon verfügt über einen Wechselstromwecker mit zwei Glocken und einem Kurbelinduktor zur Erzeugung der Signalwechselspannung. Bei dem OB-05 wird der Sprechkreis mit dem Strom einer Ortsbatterie gespeist. Diese stand früher neben dem Telefon und wurde regelmäßig von Beamten der Deutschen Reichspost ausgetauscht. Das ursprünglich aus Holz gefertigte Anschlussfeld ist nicht mehr vorhanden und wurde durch einen Telefonstecker mit Dose um 1950 ersetzt.
Als diese Telefone durch Telefone mit Wählscheibe ersetzt wurden fanden sie häufig Verwendung als Haustelefone bis in die 60ger Jahre. Verbindungen vom Kartenverkauf zum Vorführraum im Kino Fernsicht /Oder, zwischen Atelier und Dunkelkammer bei Photo Trede oder zwischen Nähstube und Laden im Textilhaus Wohlers sind bekannt. Die Postbeamten des technischen Dienstes, die in Schlesselmanns Gang in den Garagen untergebracht waren, sorgten privat für die Funktion dieser Fernsprecher.
Das Telefon kommt aus dem Kino Fernsicht der Familie Oder und stellte eine Verbindung von Kartenverkauf zum Vorführraum her. Der zweite Apparat ist nicht mehr vorhanden. Nach dem Tod von Hans Oder im Jahr 2016 vermachte seine Frau Maria Kanski-Oder dem Heimatmuseum dieses Telefon (10.02.2018).
Der Fernsprecher wurde von Rolf Wohlers im November 2018 grundüberholt und ist mit einer Ortsbatterie von 1,5V funktionsfähig.
Hohenwestedt, 01.11. 19 / Rolf Wohlers
Ölgemälde von Grete Knickrehm
Am 27.06.2019 wurde dem Hohenwestedter Museum von der Hohenwestedter Bürgerin, Frau Ute Kühl-Hartig, ein Ölgemälde geschenkt.
Bei dem Gemälde handelt es sich um ein Kunstwerk der sehr bekannten, aus Hohenwestedt stammenden Malerin Grete Knickrehm. Das Bild gehörte bis 1995 zum Inventar der Gaststätte "Stadt Hamburg". Danach ging es in den Familienbesitz von Frau Kühl-Hartig über. Bei dem Ölbild handelt es sich um ein großformatiges Landschaftsgemälde. Landschaften zählten zu ihren malerischen Lieblingsthemen.
Die Malerin Grete Knickrehm wurde am 06. März 1889 in Hohenwestedt geboren und starb am 07. Mai 1985 in ihrem Heimatort. Die Künstlerin wuchs mit ihrer Familie in einem Haus in der Itzehoer Straße auf. Leider existiert das Anwesen heute nicht mehr. Ihr Vater, Henning Knickrehm, besuchte als junger Mann die Kunsthochschule in München. Doch er verfolgte aus wirtschaftlichen Gründen nicht allzu sehr die künstlerische Laufbahn, sondern ließ sich als Malermeister in Hohenwestedt nieder. Der Vater erkannte schnell die malerische Begabung seiner Tochter Grete, förderte ihr Talent und erteilte ihr Malunterricht. Grete Knickrehm liebte das Malen von Landschafts- und Blumenbildern. Ihre zahlreichen Kunstwerke, ob Aquarell- oder Ölgemälde, zeigen Landschaften und Motive aus ihrer Heimat Hohenwestedt und Umgebung, in der sie zurückhaltend und bescheiden lebte.
Bisher ist es uns vom Museumsverein nicht gelungen, das Motiv näher zu ergründen. Deshalb hoffen wir, dass es unter den Leserinnen und Lesern Experten gibt, die uns eventuell Näheres zur dargestellten Landschaft berichten können. Am 07. Mai 1985 starb Grete Knickrehm im Alter von 96 Jahren. Bereits 1990, nur 5 Jahre nach ihrem Tod, widmete das Heimatmuseum der Künstlerin eine Ausstellung. Die Exponate hierfür wurden von Herrn Dr. Michael Junge, dem damaligen Leiter des Museums, erfasst und zusammengestellt. Der Hohenwestedter Museumsverein veranstaltete 2014 eine weitere, sehr erfolgreiche Ausstellung mit Werken von Grete Knickrehm, zu Ehren des 125. Geburtstages der Künstlerin.
Hohenwestedt, im Aug. 2019 / Jutta Eggers / Werner Wein
Kaminhunde aus Staffordshire
Das Heimatmuseum Hohenwestedt stellt aus dem Museumsbestand, als besonderes Exponat, zwei geschichtsträchtige Stücke aus Steingut vor.
Es handelt sich hierbei um zwei aus England stammende Hundefiguren.
Beide Figuren wurden dem Museum von Hohenwestedter Bürgern überlassen. Nach ausführlichen Recherchen und dem Sichten alter Verzeichnisse ist zu berichten, dass es sich bei der älteren Figur (links) um einen Staffordshire-Hund aus der Zeit des 18./19. Jahrhunderts handelt.
Die Figur wurde laut Inventarverzeichnis am 12.06.1929 von einem Fräulein Hertha Hass aus der Mühlenstraße in Hohenwestedt gestiftet.
Die zweite Staffordshire-Hundefigur stellt einen in Löwenart geschorenen Pudel dar und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Besonderheit bei dieser Figur besteht darin, dass die Fellpartie des Tieres aus aufgeschmolzenem Porzellangrus besteht. Diese Figur wurde ebenfalls gestiftet, und zwar am 02.09.1944 von dem Malermeister Herrn Peter Jensen aus der Mühlenstraße in Hohenwestedt.
Die Staffordshire-Hundefiguren im Hohenwestedter Heimatmuseum sind leider nur Einzelstücke. Ursprünglich wurden Staffordshire-Hundefiguren als Figurenpaare gefertigt und verkauft. Unwissenheit und Nachlässigkeit hatten oft zur Folge, dass Figurenpaare getrennt wurden. Es ist schwierig, heute noch intakte Paare in gutem Zustand zu finden.
Die als Staffordshire-Hunde bezeichneten Figuren waren im 19.Jahrhundert eines der begehrtesten Dekorationsstücke in England und Schottland. Aus unterschiedlichen Gründen werden sie auch „Kaminhund“, „Kapitänshund“, „Fensterhund“ oder gar „Puffhund“ genannt!
Die Bezeichnungen sagen etwas über die ganz unterschiedlichen Verwendungszwecke der Hundefiguren aus. Staffordshire-Hunde aus Steingut oder Porzellan wurden gerne in England von Seeleuten als Familiengeschenk für zu Hause gekauft. Die Seeleute schmückten mit den Figuren Eckschränke, Fensterbänke oder Kaminsimse in ihrem Zuhause. Dies hat wahrscheinlich mit zu dem Begriff der „Kaminhunde“ geführt.
Viele Gerüchte und Geschichten gibt es um die sogenannten „Puffhunde“. Ein Gerücht besagt, dass Freudenmädchen in den Hafenstädten die Hundefiguren auf ihre Fensterbank stellten. Und blickten die Hundefiguren dabei nach draußen, wusste der Seemann, dass die Dame frei war. Zeigten die Figuren jedoch mit ihrem Hinterteil nach draußen, musste der Seemann warten oder sich eine andere Frau suchen.
Ein anderes Gerücht berichtet davon, dass angeblich einige Kapitänsfrauen sogenannte „Fensterhunde“ als Signalgeber in ihren Fenstern stehen hatten. Zeigten die Gesichter der Figuren nach außen bedeutete das: „Der Herr Kapitän ist daheim!“ Waren die Gesichter der „Fensterhunde“ einander zugewandt bedeutete dies: „Die Luft ist rein!“
Viele Gerüchte und Geschichten gibt es um die Bedeutung der possierlichen Porzellanhunde… was ist Dichtung, was ist Wahrheit…
Fest steht, dass Kaminhunde aus dem englischen Staffordshire begehrte Sammelobjekte geworden sind. Sie sind in der heutigen Zeit zu einer echten Rarität geworden. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, im Hohenwestedter Heimatmuseum die Englischen Porzellan-Hunde zu bestaunen.
Hohenwestedt, 12.4.19 / Jutta Eggers / Werner Wein
Stickschablone für Monogramme
Das Sticken von Monogrammen ist eine alte Handarbeitskunst, die heute wieder viele Anhänger findet.
Früher stickte man Monogramme auf alles, was zur Aussteuer gehörte. Diese feine, alte Kunst, die fast in Vergessenheit geraten ist, wurde in den letzten Jahren wieder neu belebt. Zur damaligen Zeit bevorzugten Handarbeiterinnen den Plattstich, heute verwenden die meisten den etwas moderneren Kreuzstich. Auch wird das Monogramm nicht mehr nur auf Bettwäsche aufgebracht, sondern auch auf kleine Säckchen, Geschirr- oder Gästetücher oder Servietten, um sie zu personalisieren und diesen als Geschenk eine liebevoll-persönliche Note zu geben.
Um einzelne Buchstaben oder Namen gerade, gleichmäßig und in der gewünschten Größe auf einen Stoff sticken zu können, benötigt man eine Schablone, mit deren Hilfe das Stickmotiv vorab auf den Stickgrund gezeichnet wird. Alte Stickschablonen (von frz. „èchantillon) sind vergessene Schätze. Diese meist aus Kupfer bestehenden Bleche haben die Frauen um 1900 zur Kennzeichnung und Verzierung ihrer Aussteuer (auch Mitgift genannt) benutzt.
Die Aussteuer bezeichnet Vermögen in Form von Gütern und Hausrat, die eine Braut mit in die Ehe bringt. Die Mitgift ( mittelhochdeutsch „mitegift“ : das Mitgegebene) ist eine kulturell festgelegte Form des Gabentausches anlässlich einer Heirat. Sie wird vom Vater der Braut an den Vater des Bräutigams oder direkt an das Ehepaar übergeben.
In Deutschland war es bis ins späte 20. Jahrhundert üblich, dass junge Frauen bis zum Zeitpunkt ihrer Heirat eine Grundausstattung an Gütern für den zukünftigen Haushalt angesammelt hatten. Diese als Aussteuer bezeichneten Güter bestanden häufig aus hochwertigen Heimtextilien, Essgeschirren und anderen im Haushalt benötigten Gegenständen, die meist in Form von Geschenken erworben und bis zur eigenen Heirat aufbewahrt wurden. Das Wortbestandteil „-steuer“ leitet sich ab vom althochdeutschen „stiura“ (Hilfe,Beihilfe). Die Aussteuer wurde in Menge und Qualität bei entsprechenden finanziellen Möglichkeiten ungefähr so gewählt, dass sie bis ins hohe Alter ausreichte. Diese Tradition verlor im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung und ist heute selten anzutreffen.
Die von Bernd Wilken( München) dem Museum aktuell geschenkte Stickschablone aus dünnem Zinkblech datiert aus dem Jahre 1905 und gehörte seiner Großmutter Helene Wilken, geb. Göttsche. Frau Wilken war die Tochter des Schuhmachermeisters Claus Göttsche (geb. 25.5.1856 in Hohenwestedt, gest. 6.10.1929) und seiner Ehefrau Trina Göttsche, geb.Alpen ( geb. 17.11.1859 in Puls, gest.2.2.1947), beide wohnhaft in Wapelfeld, unteres Dorf. Dort befand sich auch die Schuhmacherwerkstatt. Das Haus steht heute noch.
Helene Wilken lernte für 2 Jahre das Schneiderhandwerk für Damen und war dann selbständige Schneiderin, vorrangig tätig als „Störschneiderin“, d.h. sie reiste zu ihrer Kundschaft, meistens Bauern in der nächsten Umgebung. Dort erledigte sie für mehrere Tage alle anfallenden Schneider- und Näharbeiten.
In den Bauernhäusern gehörte zur Ausstattung der Bäuerin eine Nähmaschine. Bezahlt wurde sie in Naturalien u.a. Schinken und Getreide, Getreide für Schweine und Hühner, aber auch Getreide zur Herstellung von Malz-Getreide-Kaffee. An langen Winterabenden wurden beim Schein der Petroleumlampe Monogramme per Hand und unter Verwendung der Buchstabenschablone z.B. in die Aussteuer-Bettwäsche oder Handtücher gestickt.
Heutzutage werden noch Schablonen mit Buchstaben dazu verwendet, Bücher, Poesiealben, Bibeln zur Konfirmation, Briefbögen oder-karten, Kissen, Servietten oder Tischläufer zu kennzeichnen und sie als Geschenk zur Taufe oder Hochzeit oder für den Eigengebrauch zu nutzen.
Das Sticken ist eine textile Technik, bei der ein Trägermaterial (Stoff, Leder, Papier) mittels Durchziehen oder Aufnähen von Fäden verziert wird. Es gibt eine Vielzahl von Sticktechniken. Von den Chinesen von alters her gepflegt, war die Stickerei auch den alten Indern und Ägyptern bekannt. Diese gingen in ihren verzierenden Zeichnungen noch nicht über geometrische Formen hinaus, wogegen die Assyrer zuerst Tier- und Menschengestalten auf ihren glatt anschließenden Kleidern und Vorhängen zur Geltung brachten. Von ihnen lernten die Griechen und von diesen die Römer, welche die Stickerei „phrygische Arbeit“ nannten. Im Mittelalter wurde sie in den Klöstern im Dienste des Kultus für geistliche Gewänder und Altarbekleidung (Paramente) gepflegt. Ihre Arbeiten wurden vom 11. Jahrhundert an von arabischen Kunstanstalten übertroffen. Seltene Beispiele, wie ein deutscher Kaiserkrönungsmantel, zeugen noch heute von der Höhe der damaligen Stickereikunst. Mit der geistigen Bildung kam auch die Kunst des Stickens in weltliche Hände. Erst in England, später aber in Burgund erreichte sie im 14. Jahrhundert die höchste Ausbildung und ist seitdem langsam bis auf unsere Zeit ganz in Verfall geraten, wo auch sie an der allgemeinen Hebung des Kunstgewerbes ihren Anteil erhielt und jetzt eine verständnisvolle Pflege, zum Teil durch größere Ateliers (Bessert-Nettelbeck in Berlin) findet.
Auf einem alten Bauernhof in Ostfriesland hat die passionierte Handarbeiterin Liselotte Heisterhagen in dreijähriger Arbeit das wohl größte Stickmustertuch ( beinahe 2x2 Meter) der Welt hergestellt. Dass sie vor etwas über zehn Jahren dann doch mit dem Stick-Virus infiziert wurde, hat sie einer Monogramm-Schablone zu verdanken: „Diese wunderschönen alten Buchstaben haben mich so fasziniert, dass ich mich doch ans Nachsticken gemacht habe.“
Hellmuth Allais, Heimatmuseum Hohenwestedt