R. Wohlers zeigt das Exponat

Ob es ihr wohl recht gewesen wäre, dass diese Unterhose in die Zeitung kommt, ist wohl eher nicht anzunehmen. Die Zeiten aber haben sich verändert. Wir sehen Damen- und Herrenunterwäsche in der Werbung farbig präsentiert und selbst auf Dessousparties werden sie frei und offen gezeigt und angeboten.

Unser gutes Stück hat Oma Hütten getragen. So wurde sie im Familienkreis genannt. Es war Wilhelmine Carlson „Tante Mine“ aus dem Ort Hütten, eine eher schmächtige Frau.

Das Dorf gehört zu den „Vereinigten Staaten“ von Nienborstel, Barlohe und Hütten. Dort lebte Wilhelmine Carlson in einer Rethdachkate und half im Ort bei vielen haushälterischen Tätigkeiten. In der Nienborsteler Schule gab sie Handarbeitsunterricht.

Ihr Mann war als selbstständiger Schneidermeister in Hütten tätig. Die älteren Bürger können sich bestimmt noch an sie und ihre hilfsbereite und bescheidene Art erinnern. Gekauft hatte sie dieses gute Stück bestimmt bei Hannis Wohlers (Johannes Wohlers) in Hohenwestedt in der Friedrichstraße, denn ihr Sohn heiratete dessen Tochter Irma. Ihr Enkel Uwe Carlson löste nach ihrem Tod 1978 den Haushalt auf und nahm diese Unterhose als Erinnerung mit nach Braunschweig.

Nun ist sie wieder hier und kann als besonderes Exponat im Heimatmuseum donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr angesehen und angefasst werden. Der Stoff der Hose ist aus Leinen und an den Beinen wurde sie von ihr selbst durch Häkelarbeit verziert. Das besonders Praktische sind „Klapp und Warbel“. So wurde dieses Patent langläufig benannt. Warbel sind drehbare Holzteile zu verschließen von einfachen Türen und Klappen. Hier sind die Knöpfe gemeint. Nach dem Aufknöpfen kann die Klappe für das „große oder kleine Geschäft“ geöffnet werden. Wie war das doch damals einfach! Die Hose brauchte nicht herunter gezogen werden. Vielleicht erinnern sich Modedesigner wieder an diese praktische Technik und verwirklichen sie bald in neuen Kreationen.

Hohenwestedt im November 2017, Rolf Wohlers

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H. Allais zeigt die Gniedelsteine, Foto: Kühl

Im Besitz des Heimatmuseums befinden sich fünf schwarze, kreisrunde und plattgedrückte Steine verschiedener Größe aus sehr festem Glas, dem Natrium-Calcium-Glas. Sie  bestehen aus Quarz, Kalk und Glaubersalz (Natriumsulfat),  haben einen Durchmesser von 7cm bis 9cm und sind allesamt Geschenke aus den Jahren 1913 bis 1927 von Hohenwestedter Bürgern an Hans Wilhelm Sierck (Gründer des Heimatmuseums) für seine Sammlung. Sie sind innen hohl und haben eine Höhe von ca. 2,5cm bis 5cm. Das Gewicht beträgt 300 bis 400 Gramm.

Solche Gniedelsteine (gniedeln: aus dem Niederdeutschen von mittelhochdeutsch gnideln= durch Hinunterreiben glätten) fanden eine vielseitige Verwendung: So waren sie zum einen bekannt als Stopfsteine, in dem sie so in einen Strumpf geschoben wurden, dass das zu dichtende Loch auf seiner glatten Plattseite zu liegen kam und gestopft werden konnte. Zum zweiten war der Gniedelstein auch ein Vorläufer des Bügeleisens (Glätteisens): es war ein gläsernes Werkzeug zum Glätten von Textilien, Papier oder Leder. Daher nannte man es auch Glättglas, Glättstein oder Leinenglätter. Es wurde sowohl im kalten als auch im erwärmten Zustand benutzt.

Man kann besonders beim Leinen die Kanten der zukünftigen Nähte umlegen und fixieren, aber auch nach dem Nähen schön in Form bringen. Dies macht man mit festem Druck und auf glatter, fester Unterlage, ohne den Stein dabei zu erhitzen. Das Leinen bekommt durch das Bearbeiten mit einem Gniedelstein einen feinen Glanz. Vermutlich hat man auch so ganze Bekleidungsstücke und Tischtücher geglättet. Das macht man in der Schneiderei oder Wäscherei wohl heute noch so, allerdings mit einem Bügeleisen bzw. -automat.

Der ehemalige Museumsleiter Hans Wilhelm Sierck berichtet in seinen Aufzeichnungen von einer anderen, ursprünglichen Verwendung der Steine, die uns an eine, auch in unserer Gegend viel gepflegte Hausindustrie erinnert, nämlich an die des Hütemachens.  Mit einem Schabmesser wurden von Weidenstöcken (Wicheln) feine Bastspäne gerissen und diese zu sieben, fünf oder drei  Strähnen verflochten, so dass ein dementsprechend breites Band entstand. 30 Ellen (1 Elle = 57cm) solchen Bandes bildeten eine Rolle. Die geflochtenen Streifen wurden über ein auf dem Tisch liegenden Gniedelbrett hin- und hergezogen und mit dem Gniedelstein gerieben und geklopft, um die genügende Weichheit und Gleichmäßigkeit in der Länge der Strähne zu erzielen. Die Bandstreifen wurden zu Spanhüten verarbeitet.  Die Hüte hatten einen breiten Rand zum Schutz gegen die Sonne. Der Hut wurde bei der alltäglichen Arbeit getragen, nicht nur von Männern, sondern auch von Mädchen, die ihn während der Ernte mit einem flatternden Bande zierten. „Wenn man sich dazu die Tracht der kurzen, selbst gemachten und farbenfreudigen Röcke und die weithin leuchtenden weißen Schürzen sich abhebend vom Grunde des Wiesengrüns oder dem Gelb der Getreidefelder vor die Sinne ruft, so erhebt sich vor einem ein Bild heimatlicher Schönheit“, schwärmte H.W. Sierck.

Gefunden hat man diese Steine auch schon im frühen Mittelalter. Sie wiesen häufig eine mindere Glasqualität auf. Funde aus dieser Zeit stammen meist aus Bestattungen, insbesondere aus Frauengräbern in Skandinavien oder aus Siedlungen. Glattgläser sind seit dem 2. Jahrhundert aus England, den Niederlanden und der Schweiz bekannt. Sie haben ihre Hochzeit in der Wikingerzeit, wurden aber bis ins 19. Jahrhundert verwendet. Danach dienten sie weiter als Briefbeschwerer oder Stopfsteine. Viele frühe Exemplare sind aus dunkelgrünem Glas, das durch Verunreinigungen des Sandes, aus dem sie gemacht wurden, gefärbt war.

H. Allais, im Juni 2017

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H. Allais zeigt die Geldkatze, Foto: Kühl

Wann immer auch Menschen gelebt haben, standen sie vor der Aufgabe, ihre Wertsachen am Körper mit sich zu führen. So knotete man schon früh kleine, runde Beutel aus Bast, Stoff oder Leder an den Gürtel. Solch einen Lederbeutel trug schon Ötzi mit sich, der der jüngeren Steinzeit entstammte.

Das ausgewählte Exponat aus dem Heimatmuseum datiert aus dem 18. Jahrhundert und ist eine „Geldkatze“, die am 29.09.1913 in den Fundus des Museums gelangte. Sie gehörte dem damaligen Hotelier des Hotels „Stadt Hamburg“ in Hohenwestedt Herrn Albert Wesselmann.
Diese Geldkatze ist ein schlauchartig genähter, an beiden Enden verschlossener Beutel aus hellbraunem Leder und kann mit einer Länge von 130 cm um den Bauch gebunden werden. Zusätzlich lässt sie sich noch am Gürtel befestigen und wird an einer Seite mit Hilfe einer Schnalle geöffnet.

Geldkatzen gehen auf das Mittelalter zurück. Sie waren historische Geldbörsen und dein gern gebrauchtes Accessoire für die sichere Aufbewahrung des Geldes oder anderer Wertgegenstände, wie Ringe, Edelsteine oder Edelmetalle. Solche Geldkatzen wurden noch bis in das 19. Jahrhundert auf dem Lande getragen. Sie waren oft verziert mit Schmuckperlen oder Stickereien. Gürteltaschen waren im späten Mittelalter ein unentbehrlicher Bestandteil der Gewandung geworden und stellten je nach Ausführung einen Ausdruck von Ansehen, Rang und Würde dar.

Der Name „Geldkatze“ stammt wohl daher, dass man sie einst aus den langgestreckten Bälgen von Katzen genäht hat. Es könnte aber auch sein, dass der Name daher stammt, dass die zusammengefaltete Geldkatze über dem Gürtel getragen wurde und so ein wenig an eine schlaff in der Hand hängende Katze erinnert. Wahrscheinlicher ist jedoch die Ableitung aus dem Althochdeutschen „chazza = Gefäß, Beutel zum Tragen“ oder aus dem Arabischen „hazina = Kasse, Tresor“.

Die Redensart „Rubbel die Katz!“ als Aufforderung zu schnellem Handeln, geht auf die Geldkatze zurück. Wer bei Preisverhandlungen die Katze „rubbelte“, zählte die enthaltenen Münzen durch Drüberstreichen, ohne sie dafür zu entnehmen. Man stand also kurz vor einer Kaufentscheidung und sollte sich beeilen. Auch heute sagt man dies noch, wenn man etwas schnell(er) tun soll.

Mit dem Aufkommen des Papiergeldes ging der Alltagsnutzen der Geldkatze verloren. Der Tauschwert von Münzen wurde zunehmend geringer, so dass sich Portomonaie und Brieftasche durchsetzen konnten.

Geldkatzen können heute noch als Lederbeutel zur mittelalterlichen Kleidung im Hobbybereich z. B. auf dem Mittelalterlich Spectaculum gekauft werden.

H. Allais, 2017

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Die Bettpfanne im Heimatmuseum

Nehmen Sie einen Bettwärmer mit ins Bett? Oder heizen Sie Ihr Bett vor, bevor Sie schlafen gehen? Seit jeher haben die Menschen ihrem Wunsch entsprechend, in ein mollig warmes Bett zu steigen, passende Erwärmer dafür erfunden.

Schon im 17. Jahrhundert, als die Mode aufkam, vor dem Nachtschlaf dünnere Kleider anzulegen, stieg die Nachfrage nach Bettwärmern enorm. Zudem waren die Schlafräume in der vorindustriellen Zeit noch unbeheizt.

In unsere Bettpfanne, die in der Döns des Heimatmuseums hängt und aus dem 18. Jahrhundert datiert, wurden glühende Kohlen gefüllt. Mit Hilfe des langen Stiels konnte man die Pfanne unmittelbar vor dem Zubettgehen unter der Bettdecke hin und her bewegen. Durch den reich verzierten Klappdeckel aus Messing mit seinen vielen eingestanzten Abzugslöchern mit Blüten- und Tiermotiven entwich die Wärme unter die Bettdecke. Sicherlich musste man dabei aufpassen, dass die Decke nicht zu stark erhitzt wurde und Feuer fing. Die hier gezeigte Bettpfanne mit einer Länge von 108 cm und einem Durchmesser von 31 cm wurde am 12. Mai 1915 für 25 Mark aus den von der Kirchspielsparkasse geschenkten Geldmitteln angekauft.

Schon im Jahre 1753 wurde die „Wärmpfanne“ im damaligen deutschen Konversationslexikon beschrieben; man fertigte sie aus Messing (mehr im Norden) oder aus Kupfer (mehr im Süden). Die Stiele waren aus Holz, und man fuhr „in den Betten, solche zu erwärmen, damit herum.“  Niederländische Genrebilder zeigen die Bettpfanne manchmal neben dem Bett aufgehängt als Zimmerschmuck. Aus dieser Aufbewahrungsform dürfte sich die demonstrativ aufwändige Verzierung der Schauseite erklären. Erst im Jahre 1808 wurde ein Patent auf die Wärmepfanne angemeldet und erteilt. Der in Paris lebende Kupferschmied Schulders schützte die Öffnungen der Pfanne mit einer Bekrönung und machte sie damit feuersicherer.

Auch im damals hoch angesehenen „ Frauenzimmer-Lexicon“ von 1715 wird die Wärmpfanne erwähnt.Die Entstehung der Bettpfanne vermutet man in Frankreich, jedenfalls bezeugen dort mehrere Schriftquellen des 16. Jahrhunderts deren Gebrauch am königlichen Hof. In der Folge war sie vor allem in den nördlichen Ländern Europas zwischen Lothringen und Deutschland verbreitet. Die ältesten materiell erhaltenen Beispiele sind aus dem 17. Jahrhundert überliefert. Die meisten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden von Handwerkern angeboten, die als Beckenschläger oder Kupferschmiede zünftig organisiert waren. Waren die Deckelverzierungen mit ihren Blütenmotiven um 1700 oft noch plastisch ausgearbeitet, wurden sie dann flacher, einfacher, oft nur noch graviert.

Für die Ablösung der Bettpfanne durch die Wärmflasche wurde für Frankreich die Zeit um 1770 genannt und in diesem Zusammenhang englischer Einfluss geltend gemacht. In deutschen bürgerlichen Haushalten dauerte es vermutlich länger. Im ländlichen Raum überlebte die Bettpfanne am längsten, daher findet man sie heute in den volkskundlichen Abteilungen der Museen als Zeugnis bäuerlichen Hausrats.

Vorläufer der Wärmpfannen waren um 1650 dicke Messingkugeln, die auf starken Stiften an den senkrechten Kanten des Ofens saßen. Wenn es den Menschen ehemals an ihren Fenstersitzen zu kalt wurde, dann nahmen sie sich eine solche Kugel vom Ofen in die Hände um diese zu wärmen. Ende des 17. Jahrhunderts verkauften Zinngießer in ihren Läden ballonförmige Wärmflaschen mit Schraubdeckel; man konnte bequem die Füße auf die Abrundungen stellen. Sie wurden mit heißem Wasser gefüllt und auch in die Betten zu deren Erwärmung gesetzt. Ältere Wärmflaschen aus Metall wurden mit einem Überzug oder anderen Textilien umhüllt, um Verbrennungen zu vermeiden.

Seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde für Wärmflaschen zunehmend Gummi verwendet. Doch gab es auch durchaus Wärmflaschen aus Porzellan oder Steingut. Sie hatten den Vorteil der Geruchlosigkeit und ein größeres Wärmespeichervermögen. Leider gingen sie aber zu leicht zu Bruch.Heutzutage werden mit Kirschkernen oder Getreidekörner gefüllte Säcke (Körnerkissen) oder mit Gel gefüllte Kissen angeboten, die in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmt  werden können. Auch diese können als Bettwärmer dienen.

Und welche Bettwärmer benutzen Sie heute? Haben Sie noch alte Bettwärmer in Ihrem Besitz?Für eine kleine Ausstellung im Hohenwestedter Heimatmuseum stellen Sie uns doch gerne Ihre besonderen Exemplare zur Verfügung! Diese geben Sie bitte bis Ende Februar während der Öffnungszeiten im Museum ab oder rufen Sie mich an (Tel. 04871/1066). Wir sind gespannt, welche originellen Exemplare zur Schau gestellt werden können.

H. Allais, 2017

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Kontakt

Heimatmuseum Hohenwestedt
Museumsverein Hohenwestedt e.V.

Friedrichstraße 11
24594 Hohenwestedt

Tel. 0 48 71 / 22 29
info(at)heimatmuseum-hohenwestedt.de

Öffnungszeiten

Donnerstag: 14:00–17:00 Uhr
Sonntag: 14:00–17:00 Uhr

oder nach Vereinbarung unter Tel. 04871 / 763580

An Feiertagen ist unser Museum geschlossen.

Der Eintritt ist frei!

Barrierefreiheit:
Zugang zum Erdgeschoss über eine Rampe am Nebeneingang. Über einen virtuellen Rundgang ist auch die Besichtigung des Ober- und Dachgeschosses möglich.